Aus der Praxis für die Praxis – eine adaptierbare Basis von Susanne Alles, Joscha Falck, Manuel Flick und Regina Schulz

Beim Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich kommt es nicht nur darauf an, entsprechende Tools in die Schulen zu bringen. Lehrende wie Lernende müssen die Technologie dahinter, deren Anwendung und auch die Reflexion des KI-Einsatzes auf umfangreiche Weise verstehen und durchdringen. Notwendig sind neuartige und vielschichtige KI-Kompetenzen, die sowohl Gegenstand der Lehrkräfteaus- und -fortbildung als auch Gegenstand des Unterrichts sein müssen.
Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, benötigen Lehrkräfte und Schulleitungen konkrete und operationalisierbare Kompetenzbeschreibungen, die Lehrende und Lernende in Bezug auf (generative) KI ausprägen bzw. erwerben sollen. Zu diesem Zweck habe ich mit Susanne Alles, Manuel Flick und Regina Schulz ein KI-Kompetenzmodell aus der Praxis für die Praxis entwickelt, das diese Beschreibungen bietet. Zudem wollten wir bisherige Modelle (hier von Susanne Alles zusammengestellt) schärfen und einen Bezugspunkt für die didaktische und pädagogische Planung und Begleitung des Lernens in einer schnelllebigen und unübersichtlichen Zeit schaffen.
Herausgekommen ist ein Modell, das grundlegende Anforderungen für Lehrende und Lernende beschreibt und damit als Bezugspunkt für Aus-/Fortbildung und Schulentwicklung, aber auch für den Unterricht dienen kann. Gleichzeitig bieten wir unsere Überlegungen unter CC-Lizenz an, sodass diese weiterentwickelt und auf spezifische Bedarfe hin angepasst werden können – evtl. sogar über den Bildungsbereich hinaus.
Die Grundpfeiler des KI-Kompetenzmodells
Aus unserer Sicht setzt sich eine umfassende KI-Kompetenz aus den Bereichen Verstehen, Anwenden, Reflektieren und Mitgestalten zusammen. Alle vier Bereiche haben wir mit je drei Progressionsstufen ausdifferenziert. Niveaustufe I definiert dabei ein Basisniveau, Niveaustufe II vertiefte Kenntnisse und Niveaustufe III eine umfassende Expertise, die auch über das eigene Umfeld hinauswirkt.

Im Zentrum unseres Modells steht AI Leadership als Fluchtpunkt eines Lernens über, mit, durch, trotz und ohne KI. In Anlehnung an die KI-Expertin Doris Weßels verstehen wir darunter eine umfassende Steuerungs- und Gestaltungskompetenz von (generativen) KI-Tools, bei der wir Menschen stets die Regie in unseren Händen behalten müssen – auch wenn KI-Systeme zunehmend wie (teil-)autonome Akteure agieren können/werden.
Ein gemeinsames Modell für Lehrende und Lernende
Wir gehen davon aus, dass sich die grundsätzlichen Kompetenzanforderungen für Lehrende und Lernende in Bezug auf generative KI nicht grundlegend unterscheiden. Deshalb haben wir uns für ein gemeinsames Modell entschieden – wohl wissend, dass Lehrkräfte zusätzlich über pädagogische und didaktische Kompetenzen verfügen müssen, um neue Technologien sinnvoll einsetzen zu können.
Gleichzeitig meinen wir, dass unser Modell aufgrund der allgemein formulierten Kompetenzstufen auch über den Bildungsbereich hinaus geeignet sein kann, um KI-bezogene Anforderungen an Menschen zu beschreiben. Wir halten es für eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre (und mit Blick auf die KI-Verordnung der Europäischen Union auch für rechtlich geboten), den Aufbau von KI-Kompetenzen verstärkt in den Blick zu nehmen.

Weitere Materialien
Neben dem Modell selbst und der Ausformulierung der drei Progressionsstufen beinhaltet unsere Veröffentlichung verschiedene ergänzende Materialien.
Dabei sind:
- Eine angepasste Modell-Variante für NRW
- Eine ins Englische übersetzte Version des Modells
- Einzel-Grafiken für die ausformulierten Kompetenzbereiche
- Ein interaktiver Kompetenz-Analyzer als Selbsteinschätzungs- und Planungsinstrument (Custom-LLM, veröffentlicht auf Huggingface, öffentlich einsehbarer Systemprompt)
Alle Grafiken und beschriebenen Materialien können auf folgender TaskCards heruntergeladen werden: https://essen.taskcards.app/#/board/ba6226b4-e617-4134-8d6d-dc733dae8d9c/view?token=b490fc09-f845-4d6d-9ef7-9cc0ec548182
Veröffentlichungen zum KI-Kompetenzmodell
Wir freuen uns sehr, dass wir unser Modell und alle Ergebnisse der Arbeitsgruppe über die Homepage des VK:KIWA veröffentlichen dürfen. Auf dem dortigen Blog sind das Modell und alle begleitenden Materialien detailliert beschrieben. Zudem können alle Grafiken auch dort in hoher Auflösung heruntergeladen werden.

Hier geht’s zum ausführlichen Artikel auf den Seiten des VK:KIWA: https://www.vkkiwa.de/blog/ki-kompetenzen-fuer-lehrende-und-lernende/
Zudem ist der Artikel auch über einen dauerhaften Link (DOI) bei Zenodo erreichbar: https://doi.org/10.5281/zenodo.15001018
Die Veröffentlichung auf den Seiten des VK:KIWA wird von mehreren Beiträgen flankiert. Neben diesem (zusammenfassenden) Blogbeitrag wird unser Modell auch von Susanne Alles auf ihrem Blog und von Manuel Flick auf seinem Blog vorgestellt. Zudem durften wir die damit verbundenen Überlegungen zum Lehren und Lernen in einer von KI-geprägten Welt auch in einem Artikel für das Deutsche Schulportal darstellen.
Diesen Beitrag findet ihr hier: https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/ki-kompetenzen-diese-faehigkeiten-brauchen-lehrkraefte-und-schueler/
Vorstellung und Diskussion des Modells
Darüber hinaus freuen wir uns sehr, dass wir unser Modell auf einem Panel des Deutschen Schulportals vorstellen dürfen. Die Veranstaltung ist für den 10. April geplant (Infos folgen).
Feedback erwünscht!
Wir würden uns sehr freuen, wenn unser Modell in euren Schulen zum Einsatz kommt! Gebt uns dazu gerne Rückmeldung und berichtet von Einsatzszenarien und möglichen Anpassungen bzw. Weiterentwicklungen. Wir sind davon überzeugt, dass der Bildungsdiskurs eine Kultur des Austausches und des Teilens benötigt!
Veröffentlicht am 13. März 2025