Die eierlegende Wollmilchsau für Moderation und Zusammenarbeit
Kollaborative Online-Whiteboards erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Sie ermöglichen die vielfältige Darstellung von Inhalten und lassen es zu, dass mehrere Anwender*innen zeitgleich an ihnen arbeiten. Darüber hinaus können sie als Cloudspeicher für Textdateien, Bilder, Videos oder Tondokumente genutzt werden. Beinahe nebenbei bildet sich damit eine neue, mit eigenen Gestaltungsmerkmalen versehene, digitale Textform aus, die vielleicht bald gleichberechtigt neben Blogbeiträgen, Mindmaps, Präsentationen und Sketchnotes stehen wird. Das lässt sich insbesondere an Padlets beobachten, die im Bildungsbereich bereits weit verbreitet sind und als kompakte Darstellungsform für Info- und Arbeitsmaterial genutzt werden. Gleichzeitig finden aber auch Conceptboard, Miro, Mural, Flinga, Klaxoon, Cryptpad und andere Eingang in Schule und Unterricht. Ihr größter Trumpf ist ihre Vielseitigkeit, ihr größtes Hindernis sind die für den Schulbetrieb häufig ungeeigneten Datenschutzbestimmungen und Kosten- bzw. Abostrukturen.
Kollaborative Whiteboards bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte
Trotz dieser Unsicherheiten haben Online-Whiteboards im Ensemble der digitalen Möglichkeiten einen festen Platz. Als browserbasierte Anwendungen können sie plattformübergreifend eingesetzt werden und häufig ist nur für den/die Ersteller*in ein Account nötig. Damit sind Padlets und co. als ort- und zeitunabhängiges Werkzeug für kollaboratives Arbeiten auf der Höhe der Zeit, vor allem dann, wenn persönliche Treffen pandemiebedingt nicht organisiert werden können. Diese Potentiale lassen sich im Schulbereich im Fern-, Hybrid- und auch im Präsenzunterricht nutzen (ein Blogbeitrag mit interessanten Unterrichtsideen ist am Ende des Artikels verlinkt). Darüber hinaus bieten digitale Whiteboards auch für die kollegiale Zusammenarbeit in Schul- und Unterrichtsentwicklung zahlreiche Anknüpfungspunkte. Seit einiger Zeit nutze ich in diesem Zusammenhang Conceptboard, welches für mich im Gesamtpaket das eindrucksvollste Werkzeug darstellt.
Ein Webdienst aus Stuttgart
Conceptboard wurde in Stuttgart entwickelt und wird laut Firmenangaben in Deutschland gehostet. Als Anwender*in kann man sich kostenlos registrieren und auch ohne Premium-Zugang unbegrenzt Bords erstellen. Diese sind allerdings auf maximal 100 Objekte festgelegt und können von Gästen ohne Account gelesen, aber nur begrenzt bearbeitet werden. Ein Board besteht aus einer fast unendlichen Fläche und kann auf beliebige Weise befüllt und gestaltet werden. Neben Uploadmöglichkeiten, Stift-, Form-, Text- und Kommentarwerkzeugen stehen auch vorgefertigte Bausteine und sogenannte Templates (grafische Arbeitsstrukturen) zur Verfügung. Mit definierbaren Abschnitten kann ein Board für Präsentationen Stück für Stück „durchflogen“ werden, egal ob weitere Nutzer*innen (nur) zusehen oder selbst auf dem Board arbeiten. Darüber hinaus sind Kommunikationsmöglichkeiten für Chat und Video integriert.
Der kostenfreie Account reicht dabei für viele Anwendungsbereiche aus. Wer aber in Fortbildungen, in der kollegialen Zusammenarbeit oder im Unterricht mit dem Gastmodus arbeiten und detailreichere und umfangreichere Boards mit mehr als 100 Elementen anlegen will, kommt um ein Abo nicht herum. Mit derzeit fünf Euro monatlich erscheint mir dieses Tool jedoch vergleichsweise erschwinglich.
Digital zusammenarbeiten
Für den Einsatz von Conceptboard in der Schul- und Unterrichtsentwicklung bieten sich insbesondere zwei Einsatzbereiche an. Zum einen eignet sich dieses Tool hervorragend für die kollegiale Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen oder Gremien. Zum anderen lassen sich mit Conceptboard auf professionelle Weise Prozesse veranschaulichen, gestalten und moderieren. In beiden Szenarien können Inhalte und Abläufe auf einem Board vorstrukturiert und definiert werden. Kommt eine Arbeitsgruppe zusammen, sammeln Mitglieder Inhalte und Notizen gemeinsam und geben ihnen eine Form. Dabei entstehende oder anderweitig benötigte Dateien oder Links werden auf dem Board abgelegt und gespeichert. Dank verschiedener Templates aus dem Bereich des Projektmanagements stellen Zielanalysen oder die Arbeit mit einem Zeitplan kein Gestaltungsproblem dar. Gerade für das Vereinbaren von Prioritäten, Zuständigkeiten und Zeithorizonten können ansprechende und einfach zu bedienende Vorlagen per drag and drop in das Board eingefügt werden. Abstimmungen werden z.B. mit digitalen Klebepunkten durchgeführt, ebenso wie Ideen mit Stickynotes gesammelt und geclustert werden können.
Prozesse gestalten
Für die Prozessgestaltung können darüber hinaus Bereiche definiert werden, zu denen immer wieder zurückgekehrt werden kann. Wie oben angedeutet besteht die Möglichkeit, Grafiken, Textbausteine und Bilder auf einem Conceptboard zu sammeln und zu präsentieren. An diese Moderationsphasen können dann Arbeitsphasen auf demselben Conceptboard angeschlossen werden, z.B. in unterschiedlichen Bereichen zu unterschiedlichen Themen.
Für die Effektivität der digitalen Zusammenarbeit erscheint mir Conceptboard dann besonders geeignet, wenn es um komplexere Themen und längere Planungsintervalle geht, etwa bei der Vorbereitung einer Projektwoche oder dem gemeinsamen Erstellen einer Unterrichtssequenz. Sind die Rollen der Nutzer*innen auf „Bearbeiter“ eingestellt, haben alle Gruppenmitglieder die gleichen Rechte und können sich entsprechend einbringen.
Zuletzt soll noch auf den Einsatz des Stiftwerkzeuges hingewiesen werden. Hiermit können z.B. Sketchnotes oder selbst gezeichnete Grafiken/Bilder in das Conceptboard eingefügt werden (Tablet-Kompatibilität ist gegeben), was die persönliche Note der Moderation betont – eine Option, die beim wesentlich unflexibleren Tool Padlet fehlt.
Ausprobieren lohnt sich!
Derartige Arbeitsprozesse können mit einem ähnlichen Funktionsumfang freilich auch mit Miro, Mural oder der gemeinsamen Nutzung von OneNote abgebildet werden. Insofern ist Conceptboard nicht alternativlos, bietet aber für mich in der Summe meiner Anforderungen (als Schulentwickler und Fortbildner) das attraktivste Paket. Gleichwohl bin ich davon überzeugt, dass auf Conceptboard und co. noch zahlreiche Möglichkeiten zur effektiven Organisation von digitalen Arbeitsprozessen schlummern, die ich bislang noch nicht entdeckt habe.
Da derzeit niemand sagen kann, wie lange noch unter den Bedingungen des Abstandhaltens zusammengearbeitet werden muss, kann Conceptboard als beeindruckendes Tool herangezogen werden. Der Stuttgarter Webdienst stellt aus meiner Sicht weit mehr als bloß ein Whiteboard dar und bietet eine Fülle an nützlichen Instrumenten, die sich durchaus auch über die Krise hinaus bewähren dürften. Ausprobieren lohnt sich.
Hier geht es direkt zur Homepage von Conceptboard.
Mit diesem Link gelangen Sie zu einem Erklärvideo für die Basisfunktionen von Conceptboard.
Interessante Ideen zur (Fern-) Unterrichtsgestaltung mit Conceptboard können hier aufgerufen werden.
Wer alternativ mit Padlet arbeiten möchten, findet in der Rubrik „Materialien“ Fortbildungsfolien für einen Workshop an der eigenen Schule.
Veröffentlicht am 23. März 2021
2 thoughts on “Conceptboard in der Schulentwicklung”