Reflexionsvorlagen für Lehrkräfte und Kollegien zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz
Eine Kooperation zwischen Jan Vedder und Joscha Falck
Die Verfügbarkeit von KI-Technologie beeinflusst und verändert zahlreiche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in atemberaubender Geschwindigkeit. Das gilt auch für Schule und Unterricht, für die Arbeit von Lehrkräften und für das Lernen von Schülerinnen und Schülern. In unseren Fortbildungen und Vorträgen begegnen wir Lehrkräften, die diese Einschätzung im Grunde teilen – im schulischen Alltag merkt man davon trotzdem (noch) wenig. Ob KI an der Schule bearbeitet bzw. von Lehrkräften eingesetzt wird, hängt meist am Engagement von Einzelpersonen. Hier und da wird experimentiert, eine einheitliche Linie ist in den seltensten Fällen vorhanden.
Seit dem 13. März 2024 wird unser subjektiver Eindruck von empirischen Daten untermauert. Daten, die auf der einen Seite spannend und aufschlussreich sind, und auf der anderen Seite deutlich machen, dass noch viel zu tun ist. So zeigt die repräsentative Studie „Pioniere des Wandels“ der Vodafone Stiftung eindeutig, dass die KI-Revolution noch nicht an deutschen Schulen angekommen ist. 76% der befragten Jugendlichen (von insgesamt 1590) zwischen 14 und 20 Jahren gaben an, dass der Einsatz von KI gar kein Thema an der eigenen Schule sei und Regeln und Vereinbarungen fehlen. Gleichzeitig erwarten 80%, dass KI den Unterricht in den nächsten Jahren massiv verändern wird. Für private oder schulische Zwecke nutzen 74% der Jugendlichen bereits KI-Tools, häufig auf eigene Initiative und ohne Anleitung. Das meistgenutzte KI-Tool ist – wenig überraschend – ChatGPT[i].
KI ist fester Bestandteil im Leben von Jugendlichen
Wir entnehmen diesen Daten, dass KI schon fester Bestandteil im Leben von Jugendlichen ist und Schulen zügig darauf reagieren sollten. Dazu braucht es neben Fortbildungen in erster Linie die individuelle Auseinandersetzung mit KI-Systemen, mit Möglichkeiten für die eigene Vorbereitung und die Beschäftigung mit didaktischen Aspekten. Der Umgang mit KI-Systemen gehört deshalb sowohl in den Unterricht als auch in Lehrer*innenkonferenzen. Nicht zuletzt geht es darum, sich mit dem Bildungsauftrag zu beschäftigen, der sich aus der Verfügbarkeit von KI ergibt: Wie kann ein Lernen mit, über, durch, trotz und ohne KI aussehen (siehe auch „Lernen und Künstliche Intelligenz“)?
Am Anfang dieses Prozesses könnte eine individuelle Bestandsaufnahme stehen, mit der Lehrkräfte einerseits ihr eigenes Vorwissen umreißen können, andererseits erkennen, was das Themenfeld alles nach sich zieht. Vor diesem Hintergrund haben Jan Vedder und ich eine Lehrkräfte-Befragung entworfen, mit der sich Kollegien selbst einschätzen können. Die Ergebnisse dienen der individuellen Reflexion, können aber auch Ausgangspunkt für eine schulinterne Fortbildungsplanung zum Thema KI sein. Gemeinsam haben wir zwei Bausteine entwickelt, die im eigenen Kollegium eingesetzt werden können.
Digitaler Fragebogen
Der erste Baustein besteht aus einer digitalen Umfrage (Microsoft Forms) mit 12 Fragen zum Thema „KI in der Schule“. Die Items umfassen sowohl Fragen mit vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten, Einschätzfragen und freie Textantworten. Wir stellen zwei Links zur Verfügung, sodass die Umfrage für eigene Bedürfnisse und das jeweilige Kollegium angepasst werden kann.
Mit diesem (verkürzten) Link kann die Umfrage aus der Nutzer*innen-Perspektive getestet werden: https://t1p.de/a08zi
Mit diesem (verkürztem) Link kann die Umfrage dupliziert und mit Microsoft Forms individuell angepasst werden: https://t1p.de/pwk2g
Ein Reflexionsgespräch per Mega-Prompt
Darüber hinaus kam uns die Idee, die Selbsteinschätzung im Dialog mit einer generativen Text-KI zu führen. Dazu haben Jan und ich einen Mega-Prompt entwickelt, mit dessen Hilfe die Selbsteinschätzung mit ChatGPT (oder Microsoft Copilot etc.) umgesetzt werden kann. Am Ende des Gesprächs wird eine Einschätzung zum individuellen KI-Kenntnisstand sowie eine Empfehlung ausgegeben, welche Schwerpunkt für die individuelle und gemeinsame Fortbildung im Kollegium hilfreich wären.
Der Mega-Prompt bildet dieselben Items ab wie der Umfragebogen. Trotzdem fanden wir den Gedanken reizvoll, Kolleginnen und Kollegen in den individuellen Dialog mit einem KI-System zu schicken – auch, um sie ausprobieren und erleben zu lassen, welche Potenziale in Mega-Prompts stecken. Am Ende erhält jeder Dialog-Teilnehmer/jede Dialog-Teilnehmerin das Angebot, die Fragen und Antworten als Excel-Dokument herunterzuladen.
Der vollständige Mega-Prompt mit kurzer Anleitung kann hier heruntergeladen und genutzt werden! Im Dokument (einmal als PDF, einmal als DOCX) findet sich zudem eine verkürzte Form für Microsoft Copilot, da hier nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen zur Verfügung steht. Wir empfehlen, die Selbsteinschätzung mit GPT-4 durchzuführen.
Die Umfrage und der Mega-Prompt sind unter CC-BY Lizenz veröffentlicht – die Angebote können also gerne genutzt, angepasst und weitergegeben werden. Wir freuen uns aber über Namensnennung und einen Hinweis auf unsere jeweilige Homepage. Meine Fortbildungsangebote (unter anderem zum Thema KI) findest du hier. Darüber hinaus ist dieser Beitrag in leicht abgewandelter Form auch auf dem Blog von Jan Vedder zu finden. Seine Vortrags- und Fortbildungsangebote findest du hier
Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren!
Jan Vedder ist Lehrer an der Oberschule Berenbostel, Schulentwickler und Fortbildner. Darüber hinaus ist er Mitbegründer der Fortbildungsplattform STUDYPOINT teacher und schreibt auf seinem eigenen Blog. Kontakt: www.vedducation.de
Veröffentlicht am 16. März 2024
[i] Link zur Studie „Pioniere des Wandels“: https://www.vodafone-stiftung.de/wp-content/uploads/2024/03/Pioniere-des-Wandels-wie-Schueler-innen-KI-im-Unterricht-nutzen-wollen-Jugendstudie-der-VS-2024.pdf
1 thought on “Die KI-Revolution anpacken”